Ich bin ein großer Fan von Ritualen.
Rituale zeichnen sich dadurch aus, dass sie sich wiederholen, uns eine gewisse Struktur geben, manchmal sogar so etwas wie kleine Regeln sind. Genau darin liegt ihre Wirksamkeit - sie helfen zu zentrieren, zu balancieren, zu erden. Sie geben Halt.
Weil das für mich ein so wichtiges Thema ist, freue ich mich, in diesem Artikel einige meiner liebsten Rituale mit Dir zu teilen. Dieser Beitrag ist Teil der Blogparade „Was meine Seele nährt – Rituale, die mir gut tun“ von Heiko Metz - ein wundervolles Thema, für das ich sehr dankbar bin. Danke an Dich, Heiko, dass Du diese Einladung ausgesprochen hast.
Ich selbst habe gemerkt, wie inspirierend es ist, die Rituale anderer Menschen zu lesen. Sie nähren nicht nur ihre Seele – sondern auch meine. Deshalb lade ich Dich ein, Dich beim Lesen meines Beitrags einfach treiben zu lassen. Vielleicht lädt er Dich zum Atmen ein, vielleicht findest Du ein neues Ritual für Dich oder einfach einen Moment der Besinnung.
Rituale sind dabei nie starr. Sie wandeln sich. Was Dich heute täglich ruft, kann morgen in den Hintergrund treten und stattdessen will etwas anderes praktiziert werden. Genau das darf sein. Es geht nicht um Festlegung - sondern um bewusste Praxis im Einklang mit dem Leben und dem, was Dir gerade wichtig ist und Dich stärkt.
Und so beginne ich mit dem Ritual, das für mich aktuell fast wie ein Hauptritual ist.
Mein täglicher Spaziergang - Fließen im Gehen
Mein zentrales Ritual schon seit längerer Zeit ist das Spazierengehen in der Natur - insbesondere im Botanischen Garten in Frankfurt, meinem ganz persönlichen Kraftort.
Schon der Weg dorthin und zurück ist Teil des Rituals. Das Gehen selbst ist für mich wie eine Meditation in Bewegung. Sylvia Wetzel, eine bekannte Meditationslehrerin, sagte einmal, dass man Gehmeditation nicht dogmatisch sehen müsse. Und ich empfinde das genau so: Jedes bewusste Gehen ist für mich ein meditativer Akt.
Beim Gehen fließen meine Gedanken. Ich atme durch. Ich betrachte die Natur, lasse mich von ihr inspirieren. Die Zyklen der Natur erinnern mich an die Zyklen des Lebens. Die Natur spendet Trost und spiegelt mir, was gerade ist.

Mein (fast) tägliches Ritual für die Seele - Spaziergang durch den wunderschönen Botanischen Garten Frankfurt
Diese (fast) täglichen Spaziergänge schenken mir Ruhe, Entspannung und eine tiefe Verbindung mit mir selbst. Sie nähren mich auf allen Ebenen - und sind deshalb mein wichtigstes Ritual momentan.
Kaffeezeremonie im Alltag - mein Kännchen-Ritual
Ein weiteres Ritual, das meine Seele nährt, ist das Kaffeekochen im Kännchen. Das heißt, nicht einfach auf einen Knopf drücken, sondern: Kaffee bewusst zubereiten.
Nicht umsonst gibt es in Japan die Teezeremonie. Diese besteht aus klaren, wiederkehrenden Handgriffen, die den Akt des Zubereitens an sich zelebrieren. Und so ist es auch bei mir: Dieses Ritual ist für mich eine kleine Alltagszeremonie - aneinandergereihte, achtsame Schritte.
Ich beginne damit, die Kaffeebohnen abzuwiegen (8 Gramm). Dann mahle ich sie – nicht mit einer Handmühle, aber immerhin mit einer elektrischen. Ich spüle das Kaffeekännchen aus, messe 200 ml Wasser ab, fülle das Wasser in den unteren Behälter, setze das Sieb ein, kippe vorsichtig das frisch gemahlene Kaffeepulver hinein, verschraube das Oberteil und stelle alles bei niedriger Temperatur auf den Herd.
Ich bleibe in der Nähe. Beobachte. Höre.
Warte auf den Moment, in dem der Kaffee langsam aufsteigt bis das Blubbern ertönt. Ich achte darauf, das Kännchen rechtzeitig vom Herd zu nehmen, damit der Kaffee nicht verbrennt.
Gleichzeitig erwärme ich in einem Töpfchen 100 ml meiner Lieblings-Vanille-Hafermilch (ich weiß, soll man eigentlich Haferdrink nennen). Und wenn beides bereit ist, gieße ich den Kaffee in meine dafür vorgesehene Lieblingstasse, füge die warme Milch hinzu - und genieße.
Es ist jede Minute Aufwand wert.
Weil diese wiederkehrenden Handgriffe mich erden.
Weil sie mich zwingen, langsam zu werden.
Denn nur in der Langsamkeit kannst Du das Leben wirklich spüren.
Orakelkarten ziehen - Botschaften für die Seele
Ein Ritual, das mich immer wieder nährt und stärkt, ist das Ziehen von Orakelkarten.
Ich mache das nicht täglich, sondern dann, wenn ich einen Moment der Stille spüre. Denn dafür brauche ich Raum, Zeit - und ein bisschen Magie.
Ich habe verschiedene Kartensets, doch besonders liebe ich die von Colette Baron-Reid. Zwei ihrer Decks begleiten mich gerade besonders intensiv. Wenn ich Karten ziehe, mische ich sie so lange, bis eine oder mehrere herausspringen.
Ich lese dann die zugehörigen Texte im kleinen Booklet und lasse ihre Botschaft auf mich wirken. Manchmal kann diese durchaus herausfordernd sein.
In letzter Zeit ziehe ich auffällig oft die „Drama“-Karte aus dem Deck Weisheitskarten für Lebensentscheidungen.
Und jedes Mal frage ich mich: Wo bitte ist denn dieses Drama?
Aber ich habe da schon so eine Ahnung. Genau darin liegt die Magie dieses Rituals - in dem Resonanzraum, den es schafft und den Themen, die es auf subtile Weise ins Licht rückt.
Für mich sind diese Karten kleine Botschaften vom Universum.
Ein liebevoller Impuls. Oft eine Bestärkung.
Besonders in herausfordernden Zeiten schenkt mir dieses Ritual Klarheit und Kraft.
Es erdet mich - und verbindet mich mit etwas Größerem.
Deshalb ist es ein fester Bestandteil meines Lebens.
Rituale meines Katers - Wenn Kuscheln angesagt ist
Es gibt Rituale, die wählt man nicht selbst - sie werden einem zugeteilt.
So ist es bei mir und meinem Kater.
Er hat seine Rituale. Und ich bin eingeladen, sie mit ihm zu praktizieren.
Eines dieser Rituale ist unser abendliches Kuschelritual.
Wenn ich auf der Couch liege und vielleicht gerade Fernsehen schaue, entscheidet er, dass jetzt der richtige Moment ist. Dann kommt er, legt sich auf mich - und erwartet Zuwendung. Streicheleinheiten. Nähe. Es ist keine Bitte – es ist eine stille, klare Aufforderung: Das ist jetzt mein und unser Moment.
Ein weiteres Ritual findet oft morgens statt.
Wenn ich noch nicht ganz bereit bin aufzustehen, kommt er zu mir ins Bett, rollt sich an mich, schnurrt - und erinnert mich daran, dass der Tag beginnen darf. Auch nachts kommt er oft, aber gerade dieser Moment am Morgen hat eine eigene Qualität: ein Übergang vom Schlaf in den Tag.
Ich finde, Katzen sind Meister der Rituale.
Sie lieben Regeln, feste Orte, Abläufe. Und sie laden uns ein, mit ihnen zu praktizieren.
Nicht als Pflicht, sondern als Geschenk.
Pure Eleganz – mein Kater entspannt sich mit einer lässig herabhängenden Pfote
Dieses gemeinsame Ritual - das nicht mir sondern meinem Kater gehört - ist eine große Bereicherung.
Es zeigt mir, wie andere Wesen Rhythmen in unser Leben bringen können.
Und wie wertvoll es ist, diese Momente anzunehmen und mit Leben zu füllen.
Zyklische Rituale - Jahreskreisfeste und Rauhnächte im Wandel
Was ich sehr gerne praktiziere, sind Rituale, die sich mit den natürlichen Rhythmen des Jahres verbinden.
Ich bin ein großer Fan des keltischen Jahreskreises – nicht nur, weil ich darüber schreibe, sondern weil ich ihn lebe.
Allein das Bewusstsein dafür, welches Fest als Nächstes kommt – Imbolc, Beltane, Litha, Lughnasadh… – ist bereits ein stilles Ritual. Ich spüre die jeweilige Zeitqualität, verbinde mich mit ihr, lasse sie in mein Leben wirken. Manche dieser Feste feiere ich ganz bewusst. Andere fließen eher leise mit. Aber sie sind immer da – wie ein innerer Kompass, der mich durch das Jahr begleitet.
Ein weiteres tiefes Ritual sind für mich die Rauhnächte.
Zwischen den Jahren – vom 24. Dezember bis zum 6. Januar – zelebriere ich diese besonderen Nächte als Zeit des Übergangs, des Rückblicks und des Ausblicks. Ich praktiziere sie jedes Jahr ein wenig anders - mal etwas reduzierter und mal umfangreicher. Was mich immer begleitet, ist, mein Rauhnachtsaltar.
Mein Räucherstövchen auf dem Rauhnachtsaltar – mit Bergkristall und Nüssen als Symbole für Zentrierung und Erdung
Diese zyklischen Rituale geben mir nicht nur Struktur – sie verbinden mich mit etwas, das größer ist als ich.
Mit der Natur, mit den Jahreszeiten, mit alten Weisheiten und dem Leben.
Sie laden mich ein, innezuhalten - und zu fließen.
Rituale - Ankerpunkte für die Seele
All die Rituale, die ich in diesem Artikel beschrieben habe, nähren mich – manche täglich, andere nur hin und wieder. Manche begleiten mich seit Jahren, andere sind gerade erst entstanden. Und dann gibt es da noch viele kleine Rituale, die mir oft gar nicht bewusst sind: eine bestimmte Tasse, aus der ich morgens trinke. Mein Tee im Thermobecher, den ich mir gleich nach dem Aufstehen koche.
Oder die Allgäuer Heilkräuter-Kerzen, die ich besonders in den dunkleren Monaten gern anzünde. Das Auftragen ätherischer Öle. Das Räuchern in stillen Momenten.
Auch mein jährlicher Besuch im Kloster Buddhas Weg ist für mich schon fast zu einem Ritual geworden – ein Ort, der mich ruft, wenn ich Stille und Einkehr brauche.
Die Meditationshalle im Kloster Buddhas Weg – ein Ort der Stille unter strahlend blauem Himmel
Vielleicht hast Du beim Lesen gespürt, welches Ritual gerade in Deinem Leben lebendig ist. Vielleicht magst Du bewusst über Deine Rituale reflektieren:
Was nährt Deine Seele? Was wiederholt sich in Deinem Leben auf wohltuende Weise? Was gibt Dir Halt?
Wenn Du Lust hast, das aufmerksam zu betrachten oder sogar aufzuschreiben,
dann nimm gerne die Blogparade von Heiko Metz "Was meine Seele nährt" als Anlass.
Hier findest Du die Details zur Teilnahme.
Ich freue mich, wenn mein Artikel für Dich eine Bereicherung war -
und vielleicht der Anfang einer liebevollen Beschäftigung mit Deinen eigenen Ritualen.
Denn meistens sind sie schon da. Es braucht nur ein Innehalten, um sie zu erkennen.
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Bildquelle:
Die verwendeten Fotos stammen aus meinem privaten Archiv.
Liebe Jana,
dein Beitrag ist eine wundervolle Einladung, den Alltag mit mehr Achtsamkeit und Liebe zu gestalten. Die Rituale, die du beschreibst – vom Spaziergang im Botanischen Garten bis zur Kaffeezeremonie – zeigen, wie kleine Handlungen große Wirkung auf unser Wohlbefinden haben können. Vielen Dank für diese inspirierenden Einblicke in deine persönlichen Rituale.
Herzliche Grüße,
Heiko
Vielen Dank, lieber Heiko.
Ja, es ist so schön sich dieser kleinen Handlungen bewusst zu werden und festzustellen, wie sie einen nähren.
Das Schreiben darüber schenkt sehr viel Ruhe und Gelassenheit.
Dankeschön, dass Du diese Blogparade ausgerufen hast. 🌸
Liebe Grüße,
Jana 💛